Kompaktes Reisen: Pandemischer Roadtrip mit Mobilitätseinschränkung

Den meisten Spaß macht meine Behinderung dann, wenn sich vermeintliche Nachteile in Vorteile umwandeln lassen. Daher der Kombi, in dessen Heck ich bequem übernachten kann.

Weniger Spaß macht meine kürzer werdende Gehstrecke, bedingt durch Verengungen im Spinalkanal der Lendenwirbelsäule.

Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit sind zentrale Komponenten im Leben jedes Menschen. Zusätzliche Einschränkungen durch Behinderungen können einen sportlichen Ehrgeiz bewirken.

Moderne Technik hilft, die Nachteile einiger Behinderungen zumindest teilweise auszugleichen. Die Frage ist dann nicht ob etwas geht, sondern lediglich wie.

Und als die Covid 19 Pandemie Ende Mai 2021 drohte einen weiteren Urlaub zu ruinieren, steigerte sich der sportliche Ehrgeiz in rebellischen Tatendrang. Kurz zuvor noch hatte ich mit einer Freundin über einen türkischen Heilpraktiker gesprochen, der vielleicht etwas gegen die fortschreitende Taubheit in meinen Beinen unternehmen könne – mit einer in Deutschland nicht zugelassenen Elektrostimulationstherapie.

Also schnell die zweite Impfung in den Arm, Matratze und Scooter Roller in den Kombi, Fahrrad auf den Fahrradträger. Scooter, Mountainbike und Kombi – die Dreifaltigkeit meiner Mobilität.

Obwohl oder gerade weil ich bei einem großen IT-Dienstleister arbeite, bevorzuge ich die Papierform der Impfnachweise. So vielfältig die innerdeutschen Regelungen zur Eindämmung des Virus waren, so abwechslungsreich gestalteten sich die Einreisemodalitäten, denen ich auf meinem Roadtrip begegnete.

Bei der Einreise nach Österreich wurden Impf- und Reisepass geprüft und für gut befunden. Am Grenzübergang nach Ungarn war der Reisepass viel interessanter als der Impfausweis, nach Serbien wurde ich einfach durchgewunken.

Vermutlich liegt es an den gemütlichen Campingplätzen dass die Serben so entspannt sind.

Ein Kombi auf einem Campingplatz im Grünen. Die Heckklappe ist geöffnet, eine Matratze befindet sich im Kofferraum, ein Kindermountainbike auf dem Fahrradträger. Neben dem Wagen stehen ein kleiner Campingstuhl und -tisch, sowie eine Kühltruhe. Die Weinflasche auf dem Tisch ist angebrochen.

Der bulgarische Grenzbeamte wollte beim Impfnachweis auf Nummer sicher gehen, mit der Original Impfbescheinigung meines zweiten Shots konnte ich letzte Zweifel ausräumen.

Bei der Einreise in die Türkei waren sämtliche Dokumente von Interesse. Zusätzlich wurde jeder Wagen mit einer Flüssigkeit für drei Euro besprüht, die jene Viren an der Einreise hinderte, die sich wie S-Bahn Surfer an der Dachreling von Fahrzeugen fortbewegen.

In Istanbul galt für Einheimische teilweise Ausgangssperre, Verlassen des Hauses nur für die Arbeit. Das nenne ich Mobilitätseinschränkung!

Der durchschnittlich große Gastgeber meiner Unterkunft nahe Polonezköy und ich, ca. 123 cm groß, zeigen Daumen hoch. Natürlich mit Mund-Nase-Schutzmaske.

Touristen hatten weitestgehend Bewegungsfreiheit, was bei mir dazu führte, dass ich über Kilometer der Einzige auf den fünfspurigen Autobahnen zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Istanbuls war.

Meine Unterkunft befand sich in der Nähe des wunderschönen polnischen Viertels von Istanbul.

Die Gasfreundschaft und Kochkunst der freundlichen Gastgeber konzentrierte sich auf die wenigen Gäste zu dieser Zeit.

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