Clubhouse App: warum man sich nicht leisten kann, Barrierefreiheit als Nebenschauplatz der Inklusion zu behandeln.

Wie man einen Shitstorm vermeiden kann und eine ganze Nutzergruppe in den eigenen Produkten und Dienstleistungen nicht vergisst, auch wenn es keine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt.

Ich wurde im Januar nach meiner Meinung zu der Tatsache gefragt, dass eine neue Audio-Drop-In-App in ihrer Beta-Phase Schwerhörige/Gehörlose nicht berücksichtigt hat. Damals habe ich dazu einen Artikel auf Englisch geschrieben. Heute ist GAAD – Global Accessibility Awareness Day, und ich wollte diesmal auf Deutsch darüber schreiben, warum Innovation ohne Barrierefreiheit – ohne volle Inklusion – keine Zukunft hat.

Zusammenfassung (TLDR;)

Weil es sich um ein komplexes Thema handelt, fange ich hier mit einer Zusammenfassung der ausweichenden Erklärungen und Gegenargumente an:

1. Nicht das Zielpublikum: Ich glaube nicht, dass Absicht im Spiel war. Ich glaube eher, dass die Kolleg:innen bei Clubhouse versuchen, inklusiv zu sein, aber nicht ganz verstehen, was Inklusion bedeutet.

Behinderung und Barrierefreiheit ist nichts, was man während der formalen Ausbildung oder an der Universität lernt, es sei denn, man kennt Menschen mit Behinderung direkt in seinem Umfeld. Niemand möchte so einen ein Prozentsatz von möglichen zahlenden Kunden von Anfang an ausschließen: Allein in den USA ist 1 von 20 Amerikanern gehörlos oder schwerhörig (auf Englisch: HoH – hard of hearing), und die Menschen werden immer älter. Bis 2050 wird es mehr als 900 MILLIONEN Betroffene geben… In Deutschland leben ca. 80.000 Gehörlose. Nach Angaben des Deutschen Schwerhörigenbundes gibt es circa 16 Millionen Schwerhörige. Es sind also 19% der deutschen Bevölkerung hörbeeinträchtigt.
Man muss auch an eine alternde Bevölkerung denken, die an Radio und Telefon gewöhnt ist, denn genau die könnten die Gruppe sein, die am meisten von dieser Art von Funktionalität profitiert und sie nutzen würde.

2. FAKTEN: Barrierefreiheit (B13t / A11y) ist ein gutes Geschäft: Die App hat keine gesetzliche Verpflichtung, Barrierefreiheit auf der Ebene der Untertitelung von Live-Audio zu bieten (was ihr Hauptkonzept ist), aber dennoch glaube ich, dass es sich heutzutage kein innovatives Unternehmen mehr leisten kann, Barrierefreiheit nicht zu beachten, auch wenn es niemanden gibt, der sie durchsetzt. Es ist keine gute Geschäftspraktik, Barrierefreiheit zu ignorieren.

3. Es ist nur eine Beta-Version: Barrierefreiheit am Ende eines Projekts noch zu einem fertigen Produkt hinzu zu fügen ist ein riesiger Aufwand und ziemlich teuer. Wenn in den Anmerkungen zur Beta-Version nicht erwähnt wurde, dass das Team daran arbeitet, werden sie es wahrscheinlich auch zukünftig nicht tun. Barrierefreiheit als Feature bleibt so immer im Backlog. Ein barrierefreies Design sollte in die Strategie innovativer Produkte oder Dienstleistungen integriert sein. Es ist kein Zeichen von Innovation, auf einen Rechtsstreit zu warten und dann auf die Schnelle neue Funktionen zu implementieren. Auch wenn es, wie in diesem Fall, keine rechtliche Verpflichtung gibt, die dies erzwingen könnte.

4. Ist das öffentliche Beschämen notwendig? Öffentliches Shaming ist nie in Ordnung, aber wenn es keine öffentliche (und laute) Diskussion gibt, wird so etwas auch in Zukunft immer wieder passieren. Und es geht nicht nur um „die armen Behinderten“, wir alle profitieren von Barrierefreiheit. Wir alle sollten dankbar sein für diejenigen, die sich zu Wort melden. Wir sprechen hier über eine Innovation (ein neues Produkt/eine neue Dienstleistung), die Teil unseres Lebens werden soll. Warum sollte jemand absichtlich etwas Neues schaffen, das Menschen von der Teilhabe an der Gesellschaft ausschließt?

5. Hätte dies vermieden werden können? Ja, auf jeden Fall: Zum Beispiel hätte ein Hinweis „Es ist uns bewusst und wir arbeiten daran“ zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gereicht. Menschen wollen gesehen werden. Zum Beispiel haben sie Android-Nutzern gesagt, dass eine App für ihr System später folgen wird. So wurde daraus kein grosses Thema.

Außerdem funktionieren automatische Untertitel für Audio auf Deutsch, Englisch und Spanisch (getestet mit den iPhone-Apps Ava & MS Translate) jetzt schon recht reibungslos.

Wenn du bis hierher gelesen hast und mehr Details wissen willst, schnapp dir ein Getränk mach’s dir bequem. Wenn du eine Beeinträchtigung hast und Unterstützung brauchst, damit die App bei dir funktioniert, oder wenn du für Clubhouse arbeitest und noch mehr Informationen möchtest, dann melde dich einfach.

Kontext

In den ersten Tagen nach meinem Beitritt zu Clubhouse wurde ich von mehreren Leuten gefragt, wie ich zu der mangelnden Barrierefreiheit für Schwerhörige und Gehörlose stehe. Was für ein Zufall: Genau in der gleichen Woche habe ich im A11y Club Berlin einen Vortrag über ‚Designing for the Extremes‘ gehalten und erklärt, wie man jeden und jede zu einer Accessibility Persona macht. Ihr könnt dazu auch den Artikel lesen, den ich für den letzten Global Accessible Awareness Day über dieses Thema geschrieben habe (hier auch auf Englisch).

Eine Freundin hat mir dieses Instagram-Video (auf Deutsch, mit deutschen Untertiteln) geschickt, das eine leidenschaftliche Konversation bei uns zu Hause ausgelöst hat. Ich vermute, dass dieser Tweet der Ursprung des Videos war:
@katkatrinohneh -Geil, eine Social Media App, die Gehörlose von Anfang an ausschließt. Ist ja nicht so, als gäbe es nicht schon genug Barrieren in unserer Gesellschaft. Brauche also nur ein iPhone und eine Einladung, aber bloß keine Behinderung. Sonst noch was? #clubhouse

Ich war wohl einer der Glückspilze, die eine Einladung zu Clubhouse bekommen haben, bevor sie überhaupt selbst davon gehört hatten. Clubhouse ist eine „new type of social network based on voice drop in conversations. It is audio only and real-time“ (neue Art von sozialem Netzwerk, das auf Voice-Drop-In-Unterhaltungen basiert. Nur Audio und in Echtzeit). Es befindet sich immer noch in der Beta-Phase und im Moment gibt es die App nur für iPhone und man benötigt eine Einladung.

Wie in der App-Beschreibung steht, handelt es sich um Audio-Gespräche in Echtzeit. Clubhouse bietet keine Art von Video, Text oder andere Optionen für Gehörlose, um an den Unterhaltungen in der App teilzunehmen. Sie ist auch noch nicht für Android verfügbar, wo man von Androids „out of the box“automatisierten Untertiteln profitieren könnte.

Fakten.

Audio-Alternative ist kein „MUSS“

Zuallererst: Es gibt keine gesetzliche Anforderung oder Vorschrift, die besagt, dass eine reine Audio-App alternative Inhalte bereitstellen muss.
Die WCAG-Kriterien betrachten reine Audio-(Live-)Untertitelung nicht als Erfolgskriterium für AA. Die meisten Antidiskriminierungs- und Vergabegesetze beziehen sich auf diesen Standard.

Bisher gibt es auch keine Erwähnung einer Live-Audio-Alternative im neu veröffentlichten Entwurf für WCAG 3.0

Erfolgskriterium 1.2.9 Reiner Audioinhalt (Live): Eine Alternative für zeitbasierte Medien, die äquivalente Informationen für live übertragene reine Audio inhalte bietet, wird bereitgestellt. (Stufe AAA)

Audio live ist Triple A (AAA), was bedeutet, dass niemand, selbst wenn alle es sollten, eine Alternative anbieten MUSS.

So weit so gut. Dabei ist wichtig: Die Einhaltung der WCAG AA bedeutet nicht, dass deine Produkte oder deine Dienstleistungen barrierefrei sind. Die WCAG-Konformität ist nur das absolute Minimum, das man erreichen muss.

Lean principles & Barrierefreiheit als nachträglicher Gedanke

Ich habe bereits erwähnt, dass ich bezweifle, dass die Clubhouse-Gründer jemanden absichtlich ausschließen wollten. Sie folgten wahrscheinlich einem Lean-Startup-Prinzip: „Fail early and fail often“. Ich bezweifle auch, dass sie eine ordentliche Nutzerforschung zu ihrer Nutzerbasis durchgeführt haben oder irgendeinen Kollegen mit einem Hintergrund in Sachen Behinderung oder Barrierefreiheit (a11y) hatten.
Ich begründe diese Aussagen mit der mangelnden Vorbereitung auf den Gehörlosen-Shitstorm, den jeder, der mit der a11y- oder Behinderten-Community zu tun hat, geahnt hätte. Aber auch damit, dass sie die App auch für Blinde zunächst nicht zugänglich gemacht haben. Erst am 8. März (Version XXX) haben sie ein erstes Accessibility Release veröffentlicht. Die letzte Voice Over Verbesserung gab es am 7. Mai.
Bis zum heutigen Tag gibt es immer noch keine Verbesserung für Gehörlose.

Welches Publikum wäre besser geeignet für eine Social-Media-App, die nur Sprache verwendet? Anscheinend können dank der Apple-Updates zur Barrierefreiheit blinde Menschen (trotz einiger Schwierigkeiten) der App beitreten und sie nutzen, aber das ist nur reines Glück.

Zurück zur Lean-Agile-Mentalität, sowohl zu den Lean-Startup- als auch zu den Lean-UX-Prinzipien: Ich selbst bin voll dabei wenn es darum geht, eine gesunde Fail-Kultur zu etablieren, aber dass Fail erlaubt ist, erfordert auch eine Kette aus Aktion und Reaktion. Untätigkeit gegenüber „Fehlern“ oder negativem Feedback passt nicht zur Lean Agile-Mentalität.

Der Fokus liegt dort, wo eine ganze Gemeinschaft, die sich diskriminiert fühlt, beschließt, sich öffentlich gegen deine Produkte oder Dienstleistungen auszusprechen. Das ist eine harte Sache, von der man sich nur schwer erholen kann. Man muss schnell handeln, bevor es noch schlimmer wird. Und es wird schlimmer wenn man nichts tut.

Einige Leute sagen, man sollte nachsichtig sein, da es sich nur um die öffentliche Beta-Version handelt. Aber vor dieser Beta-Version gab es wahrscheinlich eine geschlossene Beta, davor eine Alpha-Version und bestimmt mehrere Agile Sprints wo keiner daran gedacht hat. Also kann man vermuten, dass weder Menschen mit Behinderungen noch Experten für Barrierefreiheit in den Entwicklungsprozess einbezogen waren.

Noch eine Silicon Valley Bros Firma?

Mit einer schnellen LinkedIn-Recherche kann jeder sehen, dass dies in diesem Fall nicht zutrifft.

Auch in ihren Community-Richtlinien zielen sie darauf ab, inklusiv zu sein. Sie versuchen es, und tun wahrscheinlich ihr Bestes. Das Problem ist wie unsere Gesellschaft Inklusion versteht, dass Menschen mit Behinderungen, einschließlich Menschen mit chronischen Krankheiten und psychischen Problemen, in der Regel vergessen werden, ebenso wie jegliche Intersektionalität (z. B. eine schwarze amerikanische blinde Frau mit ADHS). Das ist nicht wirklich die Schuld des CEOs oder der Entwickler. Aber sie könnten etwas tun, um dieses Problem zu beheben.

In den Jobtiteln und Stellenausschreibungen von Clubhouse scheint es jedoch so, als hätten sie keine (?) Designer oder Researcher, und Barrierefreiheit wird in keiner ihrer Stellenausschreibungen erwähnt*.

*Während ich diesen Artikel schreibe haben sie Stellen in den Bereichen Technik, Vertrauen & Sicherheit und Community-Erfolg im Angebot.

Hätten sie sich diesen Shitstorm sparen können?

YES. Lasst mich das genauer erklären.

Dies ist nur die BETA-Version: Dejà vue & Lehren aus der Vergangenheit

Einige haben gesagt, dass dies nur die BETA-Version ist und dass sich alles bald ändern könnte, sobald die App fertig ist. Das war im Januar, als ich den englischen Artikel auf medium.com veröffentlich habe.
Das Problem mit der Barrierefreiheit ist das folgende: sie am Ende drauf zu kleben erfordert viel mehr Aufwand (und Geld) als sie von Anfang an zu berücksichtigen. Aus Sicht der Erfahrungen, die ich gemacht habe, bedeutet das normalerweise: Wenn Barrierefreiheit nicht von Anfang an vorgesehen ist, bedeutet das, dass sie nicht zum Projektplan gehörte und keine Priorität hatte. Die Chancen sind dann sehr hoch, dass Barrierefreiheit am Ende nicht berücksichtig wird. Wir alle kennen Deadlines, Druck und Budgets, vielleicht hat sogar jemand dafür gekämpft, dass Barrierefreiheit mit aufgenommen wird und wurde dafür dann als Störenfried abgestempelt und sein Rat wurde ignoriert.
Genau das Gleiche ist letzten Juni bei Twitter passiert. Dass Twitter kein Start-up-Unternehmen ist und Audio-Inhalte auf Twitter im Voraus aufgezeichnet werden (sowie weitere Faktoren) machen das nur noch schlimmer, aber das Team bei Clubhouse hätte es kommen sehen können.

The wall street journal — Twitter’s Voice Tweets Upset Users Again Over Accessibility - speed at the expense of a11y

Dann wurde dank Covid alles noch schlimmer und die Gehörlosen, nachdem sie von allen offiziellen Video- und Audiokommunikationen völlig ausgeschlossen wurde, nachdem ihre Videomeetings ihr Arbeitsleben komplizierter gemacht hatten und nachdem sie nicht in der Lage waren, durch undurchsichtige Masken Lippen zu lesen… beschlossen, dass sie genug hatten. Die Menschen mögen es nicht, zurückgelassen und vergessen zu werden, auch wenn keine böse Absicht dahinter steckt. Wer von uns mag so was?

Sie sind nicht die Zielgruppe – aber warum nicht?

Es gibt einige Erklärbären und Besserwisser auf Twitter, die sagen, dass Schwerhörige und Gehörlose (und generell Menschen mit Behinderung) nicht die Zielgruppe für Clubhouse sind. Nun, die Zielgruppe sind im Moment die iPhone-Nutzer. Und die haben von allen Smartphone-Usern den höchsten Anteil an Mitgliedern der Accessibility Community.

Wussten Sie, dass Apple Gebärdendolmetscher für ihre Stores anstellt? Sie stellen ihren Mitarbeitern sogar von Apple designte spezielle Masken zum Lippenlesen zur Verfügung.

Der große Vorteil: Gehörlose Menschen, die bei der Kommunikation auf Gesichtsausdrücke und Lippenlesen vertrauen müssen, können so auch non-verbal besser kommunizieren. Auch Menschen mit Autismus würden von einer derartigen Maske im Alltag stark profitieren.

Stellen wir uns vor, die Entscheidung von Clubhouse wäre Absicht und wir lassen soziale Gerechtigkeit, Inklusion usw. beiseite: Glaubt ihr wirklich, dass dies eine gute Geschäftsentscheidung ist?

Ist eine Beeinträchtigung oder eine Behinderung Grund genug, eine so repräsentative Gruppe auszuschließen?

Bedeutet das, dass Eltern und Menschen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln und ihre Kopfhörer vergessen haben, oder Menschen in wirklich lauten Umgebungen, ebenfalls nicht zur Zielgruppe gehören? Denk nur an Home-Office- und Bauarbeiter, bellende Hunde oder schreiende Kinder…

Was ist mit einer Verständigung mit Nicht-Muttersprachlern oder Menschen mit starkem Akzent? Untertitel würden allen zugute kommen. Noch mehr, wenn man die Untertitel in einer Transkriptdatei speichert, die sich automatisch aktualisiert. Menschen, die ihre Netzwerkverbindung verlieren oder unterbrochen werden (Post, Lieferservice, Anruf, Job, Dusche, Familie…), könnten dem Gespräch trotzdem folgen. Man könnte die Transkriptdatei löschen, nachdem ein Raum geschlossen wurde. Bevor hier auf Datenschutz verwiesen wird: Jeder kann wahrscheinlich die Unterhaltungen auf Clubhouse aufzeichnen, wenn er es irgendwie möchte, auch wenn es gegen die ToS verstößt. Es gibt immer einen Weg.

Wenn absichtlich so viele Leute aus der Zielgruppe der User ausgeschlossen werden, kann und wird man damit eine Menge Geld verlieren… Möchte das hier jemand nachrechnen?

Die Menschen sind nicht behindert, wir haben sie mit unseren Designentscheidungen behindert – dieses Verständnis ist Teil des sozialen Modells von Behinderung.

Untertitel sind kein „Charity-Feature für die armen Behinderten“. Untertitel sind ein Feature, von dem alle Benutzer profitieren.

Aber wie hätte das Problem vermieden werden können?

In den ersten Phasen eines Projekts, wenn du darüber nachdenkst, für wen du designst, selbst wenn du keine Expert:innen für Barrierefreiheit in deinem Team hast (was du haben solltest), könntest du eine Design Thinking Technik anwenden, die sich Designing for the Extremes nennt. Diese Übung hilft dir, aus deiner Komfortzone herauszukommen und über Menschen und Szenarien nachzudenken, die nicht alltäglich sind. Dazu muss man nicht einmal an gehörlose Menschen denken. Vielmehr kannst du an Menschen denken, die ohne Headset zur Arbeit pendeln, an Eltern mit schlafenden Babys, an Menschen in lauten Umgebungen (Bauarbeiten, bellende Hunde, laute Musik…), an Menschen, die Multitasking betreiben (vielleicht müssen sie sich mit einem Live-Webinar befassen, das nicht 100% Ihrer Aufmerksamkeit benötigt…), vielleicht ist jemand gerade von einem Konzert oder einer tollen Party gekommen und kann seine Stimme nicht mehr benutzen, weil er so leidenschaftlich gesungen hat… es gibt viele, viele Möglichkeiten, in jedem Projekt und Szenario Extremnutzer zu finden, du musst dir nur ein paar Minuten Zeit nehmen und zum Beispiel darüber nachdenken, welche Hindernisse deine Nutzer bei der Nutzung deiner Produkte oder Dienstleistungen haben könnten.

Kat Holmes hat ein ganzes Buch über Mismatch-Interaktionen geschrieben: „Mismatch. How Inclusion Shapes Design“.

Das folgende Beispiel aus dem Microsoft Inclusive Design Guidelines Toolkit zeigt Personas in permanenten, temporären und situativen Szenarien. Diese beiden Typen von Mismatches (hear & speak) würden auf Clubhouse zutreffen:

MS Inclusive Design guidelines. Inclusive Personas for Speak and Hear Permanent, temporary and situational scenarios

Microsoft, Apple und Google zeigen, dass Barrierefreiheit und inklusives Design ein gutes Geschäft für innovative Produkte und Dienstleistungen ist und das betrifft uns alle.

Nächste Schritte für Clubhouse

Wahrscheinlich wären im Moment sowohl eine Entschuldigung als auch Information für die Gehörlosencommunity zu bestehenden Workarounds der beste Weg nach vorne. Dann könnte es eine gute Idee sein, ein Open-Source-KI-Spracherkennungssystem zu verwenden oder zu versuchen, eine Partnerschaft mit einem automatischen KI-Untertitelungsdienst einzugehen. Dies könnte sogar die Funktionalität der App erweitern, um Transkripte anzubieten (auch wenn sie nur kurz nach der Zeit des Live-Talks verfügbar sind), für den Fall, dass die Verbindung von jemandem nicht stabil ist oder sie etwas Wichtiges zu tun hat und unter starkem FoMO leidet 😉

Workarounds you can use today

Schwerhörige & Gehörlose können automatische Untertitel-Tools verwenden:
Ich habe es mit Ava.me (kostenlose 40min Sitzungen), MS Translator  (kostenlos) und Google Übersetzer (kostenlos) getestet: Die ersten beiden funktionieren sehr gut mit Deutsch, Spanisch und Englisch. Der Google Übersetzer ist ein No-Go auf iOS/Web, er ist nicht so genau und funktioniert nicht mit Gesprächen und stoppt erratisch.

Wenn du eine Sprachbehinderung hast, kannst du Text schreiben und eine Vorlesefunktion verwenden: Ich habe die iOS Einstellungen für die Sprachausgabe getestet und die Sprachen werden sogar automatisch erkannt: Ich habe eine Notiz erstellt, einen Absatz mit Texten in Englisch, Deutsch und Spanisch geschrieben und der es ist fast wie Magie: Tadá! Hut ab!

Ich habe auch Google Text to Speech auf Deutsch, Spanisch und Englisch ausprobiert, es ist recht schnell und funktioniert gut. Ich habe nicht den Google „try it for free“ Button geklickt, aber man kann den Text auf der Seite bearbeiten und „speak it“ und „replay it“ immer wieder anklicken.

iOS Accessibility

iOS Interface essentials:
„UIKit“ definiert nicht nur die Oberfläche von iOS, sondern auch die Funktionalität, über die deine App verfügen kann. Durch dieses Framework kann deine App zum Beispiel auf Gesten auf dem Touchscreen reagieren und Funktionen wie Zeichnen, Barrierefreiheit und Drucken aktivieren.“

wenn wir uns für die Zukunft Interessieren, müssen wir die Gedanken von „move fast and break things“ zu „move slow and fix things“. Nur so können wir Fehler vermeiden, die unsere Marke sich nicht leisten kann.
Da müssen wir auch daran denken, welche diverse Art von Menschen unsere Produkte und Dienstleistungen benutzen könnten, noch ein schritt weiter wäre richtig Inklusiv zu arbeiten und verschiedene Art von Menschen mit verschiedene Fähigkeiten in unsere Kreativ Prozess zu involvieren.